Die Geschichte der Modelleisenbahn in Nordhausen

 

Bereits Anfang der 1950er Jahre trafen sich in der zum größten Teil zerbombten Stadt Nordhausen Freunde der Modelleisenbahn. Sie wollten dem Alltag entfliehen und ihrem Hobby nachgehen. Ihr „Heimat Bw“ wurde das Klubhaus der Eisenbahner "Erich Weinert" zwischen dem Nordhäuser Hauptbahnhof und den Bahnhof Nordhausen Nord. Im Laufe der Jahre entstand die erste große HO Anlage. Diese bestand aus einem großen Personen- und Güterbahnhof mit angeschlossenem Bahnbetriebswerk, alles zweigleisig, etwas anderes kam ja überhaupt nicht in Frage. Fast selbstverständlich kam die legendäre eingleisige Nebenbahn, mit Oberleitung betrieben, und zwei Kopfbahnhöfen hinzu.

 

                 

 

Welch ein Enthusiasmus und Elan der Modellbahnfreunde zum damaligen Zeitpunkt – und wo kam eigentlich das ganze Material her? Heute wissen wir, es war sehr sehr viel  Eigenbau. Anfang der 1970er Jahre traten dann die Freunde dem Deutschen Modelleisenbahn Verband der DDR (DMV) bei und waren fortan Mitglieder der AG 4/40. Ein vielseitiges Gemeinschaftsleben begann, Ausstellungen und Exkursionen wurden organisiert und neue Anlagen geplant. Der technische Fortschritt und der allseits bekannte Raummangel bewegten dazu, von HO auf TT  umzusteigen. Eine kleinere HO Anlage wurde aufgebaut, das Hauptaugenmerk der AG bildete aber ab Mitte der 1980er Jahre eine 13m lange, L-förmige TT Anlage.

 

                

 

In den Gemeinschaftsräumen herrschte 2 mal die Woche stets emsige Bautätigkeit und an Ausstellungstagen ein stets reger Publikumsverkehr. Die Bürger und Hobbyeisenbahner zeigten großes Interesse an den Anlagen und Tauschbörsen. Selbst Filmvorführungen wurden geboten. Oftmals mussten die Gäste am Einlass geduldig warten, da der Andrang groß und die Räumlichkeiten begrenzt waren. 1991 dann das jähe Ende! Das Klubhaus der Eisenbahner, dessen Eigentümer die damalige Deutsche Reichsbahn war, bot die Immobilie zum Verkauf an. Die Gemeinschaftsräume konnten nicht gehalten, und mussten aufgegeben werden. Weihnachten 1991, nach gut 40 Jahren an alter Wirkungsstätte, fand die letzte Ausstellung statt. Ein beklemmender und zugleich trauriger Moment. Aus einer wunderschönen TT Großanlage wurde über Nacht nur noch Schrott.

 

                   

 

Die größte Sorge der Modellbahnfreunde war, wie geht es weiter, wohin denn nun? Im Februar 1992 stellte uns die DR im damaligen Reichsbahnamt Nordhausen einige kleinere Kellerräume zur Verfügung. Eindringendes Regenwasser machte jedoch eine modellbahnerische Nutzung dieser Räume unmöglich. Das Ende der AG 4/40 schien sich abzuzeichnen. Trotzdem trafen sich die Modellbahnfreunde einmal wöchentlich, nicht um zu basteln sondern um ihren Zusammenhalt und die Liebe zur kleinen Bahn zu stärken.

Um diesen Willen noch stärker zu dokumentieren wurde dann am 7. Mai 1992 der - Modellbahn Club Nordhausen e.V. – mit 20 Mitgliedern gegründet. Und nach gut einem Jahr „Überlebenstraining“ gelang es uns durch glückliche Umstände neue Räume zu finden. Im Herder Gymnasium bot sich die Möglichkeit zwei riesige 200qm große ehemalige Kohlenkeller zu nutzen. Mietvertrag unterzeichnet und los ging`s. Sehr viel Ausbauarbeit stand an und jetzt zeigte sich der Zusammenhalt der Modellbahnfreunde. Gut ein halbes Jahr lang wurde betoniert, gemauert, verkabelt, geputzt und gemalert.

 

                 

 

Die Mühen hatten sich gelohnt denn nun besaßen wir nicht nur einen Anlagenraum, nein, es gab da ja noch einen Kinoraum, einen Werkstattraum, einen Aufenthaltsraum und eine Küchenzeile. Schön ist sie geworden, die neue Wirkungsstätte. Es wurde mit dem Aufbau einer 30 qm großen HO-Anlage begonnen und es machte einfach wieder Spaß dem Hobby zu frönen.

 

                 

 

 Ein reges Clubleben entwickelte sich neu, Exkursionen und Messebesuche, neues sehen und erleben, einfach nur toll. Wie schon an alter Wirkungsstätte, dem Klubhaus der Eisenbahner, zeigte die Bevölkerung auch hier großes Interesse an unserem Tun, unserer Anlage, und nutzte reichlich die angebotene Hilfe in (fast) allen Fragen rund um die Modelleisenbahn. Nichts deutete auch nur im Geringsten auf Probleme hin. Doch plötzlich im Frühjahr `98, nach 5 Jahren sorglosen Schaffens, kam wie aus dem nichts die Kündigung der Räumlichkeiten, ausgesprochen durch den Vermieter, dem Landratsamt Nordhausen. Lapidare Begründung – Eigenbedarf -. Dabei waren diese Räume ursprünglich zu schulischen Zwecken auf Grund ihrer niedrigen Deckenhöhe gar nicht nutzbar. Man räumte uns aber großzügigerweise eine 3 monatige Räumzeit ein. Alternative Ausweichmöglichkeiten oder gar eine finanzielle Entschädigung für die Herrichtung der Räume waren leider eine Fehlanzeige seitens des Landratsamtes. Wieder war jahrelange gute Clubarbeit null und nichtig gemacht worden, und wieder standen die Modellbahnfreunde vor einem Scherbenhaufen!

Zum Glück aber war die Anlage so konzipiert, dass sie in mehrere Teile zerlegbar war und somit erhalten werden konnte. Wieder auf der Straße stehend begann erneut die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten. Mal zu klein, meist nicht bezahlbar. Resignation machte sich breit, doch dann kam "Gevatter Zufall" zu Hilfe und bescherte uns eine grandiose Weihnachtsüberraschung. Die Nordbrand GmbH Nordhausen hatte doch tatsächlich ein offenes Ohr für uns, und vor allem Leerstehende Räume. Zu beginn des Jahres 1999 begannen die umfangreichen Renovierungsarbeiten – irgendwie kam einigen diese Prozedur schon bekannt vor – und nur Wochen später konnte der Modellbahn Club die neuen Räumlichkeiten in der Erfurter Straße beziehen.

 

                  

 

Schöne helle Räume hoch über der Stadt, mit direktem Blick auf den Güterbahnhof von Nordhausen. Hier wurde die eingemottete HO-Anlage wieder zum Leben erweckt und eine TT-Anlage kam im laufe der Jahre noch hinzu. Seit 1999 sind wir nun am neuen Standort präsent und bekannt, - auch über die Kreisgrenzen hinaus. Jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit werden Ausstellungen organisiert und den Freunden der kleinen Bahn präsentiert. Nach wie vor ist das Interesse der Öffentlichkeit groß und das leuchten in den Augen von Groß und Klein ist doch wohl der schönste Dankesbeweis für die vielen Mühen und Stunden Auf-Unter-oder Neben der Anlage.

 

 

 

 

Nach über 16 Jahren im Nordbrandgebäude war zur Weihnachtszeit 2014 dort das Ende gekommen. Heute seht ihr warum, man hat das Haus abgerissen. Es begann eine schwere Zeit für uns. Neue Clubräume suchen – gar nicht so einfach! Und wohin mit den Anlagen? Erst mal alles abbauen und verstauen. Wir hatten Glück und fanden neue Räumlichkeiten. Nur die mussten erst einmal für unsere Bedürfnisse umgebaut und hergerichtet werden. Und vor genau einem Jahr sind wir umgezogen, mit Sack und Pack und 1000 Kisten Gedöns. Aber es gab noch viel zu tun, und an die eigentliche Sache, die Modelleisenbahn, war noch lange nicht zu denken.

Heute sieht es da schon eher nach Vereinsräumen aus, und an den Anlagen wird auch wieder gebaut. Leider gibt es die große HO-Anlage in ihrer alten Form nicht mehr. Sie muss den Räumlichkeiten angepasst und umgebaut werden. An eine Weihnachtsausstellung mit den gewohnten Fahrtagen war im Dezember 2016 nicht zu denken, - somit gab es als "Ersatz" einen Tag der offenen Tür, wo Interessierte die neuen Clubräume besichtigen konnten.